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Papa kümmert sich ums Geschäft: Stadt Neunkirchen macht Werbung für mehr Elternzeit

today1. Juli 2021 161

Hintergrund
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Neunkirchen. Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, stellt viele Paare vor große Herausforderungen. Doch immer noch sind es meist die Mütter, die sich um den Nachwuchs kümmern. Mit einer Werbekampagne wirbt die städtische Gleichstellungsbeauftragte Annette Pirrong für eine gerechtere Arbeitsteilung bei Erziehung und Pflege. „Papa kümmert sich ums Geschäft“, so der provokante Spruch, der in Verbindung mit einer vollen Windel nun mehr als Buswerbung durch die Region fährt.

Dreiviertel aller jungen Männer wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und sich partnerschaftlich an der Familienarbeit beteiligen. Diesen Wünschen stehen jedoch noch immer tradierte Rollenbilder und entsprechende Unternehmenskulturen oder auch -strukturen im Weg. Immer mehr Väter wollen selbstver­ständlich Elternzeit nehmen – auch über die schon häufig üblichen zwei Monate hinaus, trauen sich aber nicht, weil sie negative Folgen für ihre Karriere und gesellschaftliche Vorurteile fürchten. Das hat oft zur Folge, dass nach der Geburt des ersten Kindes meist die Frauen die Familie versorgen und sich um Kinder und ihre älteren Angehörigen kümmern. Berufstätigkeit ist dann meistens nur in Teilzeit oder im Minijob möglich, was sich negativ auf ihre Rente auswirkt. So lange die Paare zusammen bleiben kann diese traditionelle Arbeitsteilung gut funktionieren. Aber wenn der oder die Hauptverdienende ausfällt, wegen Krankheit oder Scheidung zum Beispiel, wird es eng. Dann bleibt die Sorge- und Erwerbsarbeit Frauen häufig komplett überlassen und sie finden den beruflichen Anschluss nur noch schwer. Es ist wichtig, dass beide Elternteile ihre eigene Einkommenssituation im Auge behalten und bestenfalls finanziell unabhängig bleiben.

„Die Stadtverwaltung Neunkirchen wirbt auch mit dem Label ‚Familiengerechte Kommune‘ – daher ist es uns ein Anliegen, dass sich Paare für Kinder entscheiden und die Erziehung auf den Schultern beider Elternteile getragen wird. Ich selbst habe gemeinsam mit meiner Frau, die im Schichtdienst arbeitet, drei Kinder großgezogen. Das ging nur arbeitsteilig und weil ich im öffentlichen Dienst auch das nötige Verständnis meiner Vorgesetzten hatte. Ich habe Windeln gewechselt, gekocht oder auch Fahrdienste übernommen. Elternzeit gab es damals aber leider noch nicht, doch letztlich hat uns dieses ‚Family Jobsharing‘ als Familie noch enger zusammengeschweißt“, so Oberbürgermeister Jörg Aumann beim Pressetermin zur Vorstellung der Busaktion.

Die Stadt unterstützt solche väterfreundlichen, flexiblen Lösungen. Daniel Krauß, ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der sich für eine geteilte Elternzeit entschieden hat, begründet dies so: „Meine Lebensgefährtin und ich waren uns schnell einig, dass wir uns beide umfangreich in die Erziehung unseres Kindes einbringen wollten. Gleichzeitig wollten wir aber auch weiterhin unseren beruflichen Tätigkeiten nachgehen. Wir haben deswegen beide für eineinhalb Jahre Elternzeit genommen, während der wir abwechselnd entweder gar nicht oder nur in Teilzeit gearbeitet haben.
Ich empfand die dadurch gewonnene Zeit mit meinem Kind und als Familie als unheimlich wertvoll und würde mich jederzeit wieder für dieses Modell entscheiden.“

Wenn Väter von ihrem Arbeitgeber in ihrer neuen Rolle wahr- und ernstgenommen werden, dann gelingt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser und für die Mütter wird ein schneller Wiedereinstieg in den Beruf möglich. Für alle Beteiligten ein Gewinn. Denn häufig verpassen Männer, die sich weniger um ihre Kinder kümmern (können), wichtige Glücksmomente, die die Entwicklung des Kindes mit sich bringen. „Das Recht, emotionale Bindung zum Kind aufzubauen, sollten beide Elternteile haben – das wäre nur fair!“ sagt die Gleichstellungsbeauftragte Annette Pirrong. „Nicht nur das gesundheitliche und psychische Wohlbefinden der Mütter wird gestärkt, die ihre Erwerbsbiographie weiterverfolgen können, auch die Vater-Kind-Bindung wird gefestigt und durch das väterliche Wirken im Haushalt und in der Betreuung werden Geschlechterstereotype vermieden.

Um diesen Wandel zu mehr Partnerschaftlichkeit zu fördern, haben Studierende der Universität Greifswald (Caspar-David-Friedrich-Instituts CDFI) und die Medien- und Informatikschule der Wirtschaftsakademie Nord eine Ausstellung entworfen. Die Kommunalen Frauenbeauftragten Saarland haben aus dieser Ausstellung Motive ausgewählt, mit denen sie verschiedene Aktionen durchführen.

Foto-Quelle: Schneider/Kreisstadt Neunkirchen

Geschrieben von: admin

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