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Ingweiler beliebt bei Störchen: Erstmals hat sich in den Bliesauen eine Brutkolonie gebildet

today30. April 2021 119

Hintergrund
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Homburg. Zunächst waren Marion König und Fritz Schaumburger der Auffassung, dass es Störche aus einem anderen Gebiet seien, die da in den Auenwiesen bei Ingweiler öfters bei der Nahrungssuche zu beobachten waren. König ist Vorsitzende der Natur- und Vogelschutzgruppe Einöd-Schwarzenacker, Schaumburger dient dem Verein als helfende Hand bei den Nistkästen und ist passionierter Vogelbeobachter. Doch dann gelangten beide allmählich zu der Überzeugung: „Mensch, die gehören ja zu uns!“

Den Impuls dazu, der Beobachtung durchaus auch in dieser Richtung Beachtung zu schenken, kam von Dr. Dieter Dorda, Abteilungsleiter Umwelt und Grünflächen bei der Stadt Homburg, der in den letzten Wochen nahezu täglich bei der Fahrt zur Arbeit Störche mit Nistmaterial im Schnabel erblickte. Bald stellte sich zur Freude der Vogelfreunde heraus, dass die vor über 15 Jahren in den Auwiesen nahe einer Baumreihe gesetzte künstliche Nistplattform besetzt war. Damit hätte es nach dem besetzten Horst „Im Brühl“ ein weiteres Storchen-Brutpaar gegeben.

Doch die Freude wurde noch weiter getoppt. Denn die scharfen Augen der Vogelbeobachter erkannten, dass in den Pappelbäumen nahe des Ingweiler Kunsthorstes von Störchen eifrig gleich an fünf weiteren Naturnestern gebaut, geflochten und gedichtet wurde. „Es hat sich hier nun erstmalig eine Storchenkolonie gebildet“, freut sich auch Ulrich Fremgen, der erst vor wenigen Wochen zum Naturschutzbeauftragten für Einöd ernannt worden war.

Hier ist nun eine echte Kolonie entstanden mit gleich sechs Nestern auf einer Strecke von rund 300 Metern. Dass es dabei fünf Baumnester sind erfüllt König, Schaumburger, Fremgen und Dorda mit Riesenfreude. Dorda: „Baumnester und Lebensräume wie die Bliesaue sind ohnehin eine Rarität. Da ist eine solche Kolonie etwas ganz Besonderes.“

Im Saarpfalz-Kreis sind ihm lediglich in Mimbach und jetzt erstmals in Wolfersheim je eine Naturbrut bekannt. Im erweiterten Umkreis gibt es beim Kirschbergerhof nahe Dietrichingen im Zweibrücker Land die wohl beeindruckendste Storchenkolonie in der Region. Das lenkt den Blick auf das Nahrungsangebot. „Ich habe die Befürchtung, dass die nicht genug Futter bekommen“, ist Marion König ein stückweit skeptisch, ob die Ingweiler Storchenkolonie das Potenzial hat, sich auf Dauer zu festigen.

Als in den Jahren 2015/2016 in der Region die großen Biosphären-Willkommensschilder aufgebaut wurden, da hatte sich gerade im Brühl ein Storchenpaar niedergelassen. Die Begeisterung war so groß, dass anfänglich zugefüttert wurde. „Ich habe mich beim Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz beim Vogelexperten Christoph Braunberger informiert, aber der hatte in der jetzigen Situation gänzlich abgeraten von Fütterungen und hatte deutlich gesagt, ‚macht bloß nix, das sind Wildtiere’“, sagt König. Zwei Kunstnester Im Brühl und am Altarm in der Webenheimer Straße, eines in der Ingweiler Bliesaue, kann man da möglicherweise von einem Storch-Ansiedlungsprojekt sprechen?

Könige und Schaumburger winken lächelnd ab: „Störche bauen dorthin, wo es ihnen gefällt und nicht dort, wo eine Ansiedlung gewünscht wird.“ Dennoch war der frühere Vorsitzende der Natur- und Vogelschutzgruppe, Fritz Kaufmann, nicht müde geworden im Bemühen, die Störche nach Einöd und Ingweiler zu locken. Fast täglich habe er das Nest in Ingweiler erwartungsfroh im Blick gehabt, so Fremgen: „Er war ganz stolz auf den Kunsthorst und hatte das mit Tatkraft und Elan betrieben.“

Nun also sind es gleich zwölf Tiere, die in Ingweiler eine Kolonie gebildet haben, und die obendrein damit dem Beispiel jenes Brutpaares gefolgt sind, das 1965 erstmals im Kandelgrund ein Baumnest gebaut hatte. Was den Vogelschützern nun aber etwas Sorgen bereitet, das ist die nachlassende Achtsamkeit und Respektlosigkeit von Menschen vor üppigen Lebensräumen für Tiere. Ab Wörschweiler ermahnen Hinweisschilder an den Wegen zur Rücksichtnahme auf Wiesenbrüter. Damit sind Vogelarten gemeint wie etwa Kiebitz, Bekassine, Schafstelze, Wiesenpieper, Braun- und Schwarzkehlchen, die ihre Eier in Grasverstecke legen.

„Vom 1. April an bis 31. Oktober ist es deshalb verboten die Wiesen zu betreten. Die meisten Leute wissen das aber gar nicht“, klagen König und Schaumburger. Beide haben gerade in den letzen Wochen erleben müssen, wie Leute mit ihren Hunden ganz bewusst in Richtung der nahrungssuchenden Störche gelaufen waren, „das ist nicht zufriedenstellend. Die Situation ist ziemlich angespannt. Jeder schreit nach Naturschutz, aber keiner hält sich dran“. Ein erster Schritt wäre deshalb die Erneuerung der Hinweisschileder, die bereits ziemlich verblasst seien, geben König und Schaumburger als Anregung.

Foto-Quelle: Rosemarie Kappler

Geschrieben von: admin

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