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Bilanz der Agentur für Arbeit nach dem Corona-Jahr 2020: Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit wird eine Herausforderung

today22. Januar 2021 136

Hintergrund
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Saarbrücken. Von einem normalen konjunkturellen Verlauf der Wirtschaft im zurückliegenden Jahr kann keine Rede sein – zwar zeichnete sich im ersten Quartal noch eine positive Arbeitsmarktdynamik ab, mit dem Beginn des zweiten Quartals wurde jedoch alles Geschehen durch Corona bestimmt. Lock-Downs im Frühjahr und zum Jahresende trafen viele Branchen hart, ein Höchststand an Kurzarbeit und steigende Arbeitslosigkeit waren die Folgen.

Auch am Stellenmarkt zeigte sich Verunsicherung. Die stabilisierende Wirkung des Kurzarbeitergeldes hat einen großen Beitrag geleistet, Beschäftigung zu sichern. Die Gesamtbilanz für den saarländischen Arbeits- und Ausbildungsmarkt fällt positiver aus als zu erwarten gewesen wäre.

„Das Jahr 2020 war ein Jahr der Herausforderungen. Trotz vieler Unsicherheiten und schwieriger Rahmenbedingungen hat sich der regionale Arbeitsmarkt relativ robust gezeigt. Nachdem sich die Arbeitslosigkeit aufgrund des Lock-Downs im Frühjahr zunächst erhöht hatte, folgte nach dem Sommer eine Phase der relativen Erholung. Der saarländische Arbeitsmarkt trotzte der Krise geradezu im Zeitraum von September bis Dezember, in dem wir ein kontinuierliches Sinken der Arbeitslosigkeit beobachten konnten“, beschreibt Madeleine Seidel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Saarland.

„Im Vorjahresvergleich war im ersten Quartal ein Einbruch der Nachfrage von Betrieben und Unternehmen der Region nach Arbeitskräften zu verzeichnen, die Abweichung zum Vorjahr relativierte sich ab April im Jahresverlauf aber deutlich. Das gibt Hoffnung auf eine positive Dynamik auch in 2021.“

Im Coronajahr erhöhte sich die Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahr um 5.500 auf fast 38.400 Menschen ohne Job. Gestiegen ist die Arbeitslosigkeit insbesondere im Bereich der Arbeitslosenversicherung. Im Jahresdurchschnitt waren 14.600 Frauen und Männer arbeitslos, rund 35 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Bereich der Grundsicherung fiel der Anstieg mit 7,8 Prozent moderater aus. Eine positive Dynamik ist jedoch zu verzeichnen: 2020 konnten rund 26.400 Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung wieder beenden.

„Kritischer sieht es bei der Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit aus – trotz auch hier vorhandener Dynamik im Hinblick auf Beendigung von Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung“, erläutert Madeleine Seidel. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit April kontinuierlich angestiegen. Im Jahresdurchschnitt zählten rund 12.200 Männer und Frauen zu dieser Personengruppe.

„Eine große Herausforderung in 2021 wird die Vermeidung der Verstetigung von Langzeitarbeitslosigkeit sein. Dieser Personenkreis ist auf eine intensivere Unterstützung der Agentur für Arbeit Saarland und der Jobcenter angewiesen und bringt steigende Bedarfe für Beratung und Förderung“, erläutert Madeleine Seidel.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist nach einem Rekordhoch im Jahr 2019 wieder zurückgegangen. Zum Stichtag 30. Juni 2020 lag ihre Zahl bei 385.650 und damit um 1,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Für einen Anstieg der Beschäftigung sorgten im Saarland vor allem die Bereich Information und Kommunikation, Heime und Sozialwesen, das Gesundheitswesen, der Bereich Erziehung und Unterricht sowie die Öffentliche Verwaltung. Ungünstig war dagegen die Entwicklung in der Zeitarbeit, im Verarbeitenden Gewerbe und im Gastgewerbe.

Auch die Arbeitskräftenachfrage hat gelitten. Im Jahresdurchschnitt wurden dem Arbeitgeberservice, den die Agentur für Arbeit Saarland gemeinsam mit den Jobcentern im Regionalverband Saarbrücken, im Landkreis Neunkirchen und im Landkreis Merzig-Wadern betreibt, über 21.000 offene Arbeitsstellen gemeldet. Das sind fast 15 Prozent weniger als im Vorjahr. „Eine Konstante blieb jedoch: Die Betriebe und Unternehmen im Saarland suchen qualifizierte Fachkräfte“, so Madeleine Seidel.

Der weitaus überwiegende Teil der in 2020 ausgeschriebenen Stellen richtete sich an Fachkräfte, Experten oder Spezialisten. „Dem entgegensteht, dass mehr als die Hälfte der arbeitslos gemeldeten Menschen über keinen Berufsabschluss verfügen. Eine unserer größten Herausforderungen ist es, diese für die künftigen Anforderungen des Arbeitsmarktes – auch mit Blick auf den Strukturwandel – zu qualifizieren. Im vergangenen Jahr haben die Agentur für Arbeit Saarland und die Jobcenter im Regionalverband Saarbrücken, im Landkreis Neunkirchen und im Landkreis Merzig-Wadern trotz Corona fast 30 Mio. Euro in Weiterbildungsmaßnahmen investiert. Davon profitierten über 2.800 arbeitslos gemeldete Menschen.“

Wichtigstes Instrument der Beschäftigungssicherung war gerade auch im Coronajahr 2020 das Kurzarbeitergeld. Das Instrument wurde nach dem Lock-Down im März in nie gekanntem Maße genutzt und übertraf selbst das Niveau der Finanzkrise von 2008/2009. Anders als damals waren und sind von der aktuellen Krise auch kleinere Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten und hier insbesondere Handel und Gastronomie betroffen. Summiert sind von März bis Dezember 2020 im Operativen Service der Agentur für Arbeit Saarland rund 14.000 Anzeigen auf Kurzarbeitergeld für rund 186.000 Personen eingegangen. Diese Zahlen beziehen sich nur auf die Unternehmen, die ihren Sitz im Saarland haben.

Betriebe mit Sitz außerhalb des Saarland zeigen Kurzarbeit am Ort ihres Sitzes an. Die Masse an Anzeigen, die im April mit über 3.800 Meldungen für fast 36.000 Personen ihren Höchstwert erreichte, stellte die Arbeitsagentur vor große Herausforderungen: „Um die Existenz der von Kurzarbeit betroffenen Menschen zu sichern, musste eine zeitnahe Bearbeitung erfolgen. Wir haben uns deshalb umorganisiert und alle Kräfte mobilisiert, um diese systemrelevante Aufgabe zu bewältigen“, beschreibt Agenturchefin Madeleine Seidel.

Darüber hinaus galt es, die prioritäre Aufgabe, den Lebensunterhalt für die Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, sicherzustellen. 2020 wurden rund 263 Mio. Euro an Arbeitslosengeld I von der Agentur für Arbeit zahlbar gemacht sowie rund 163 Mio. Euro an Arbeitslosengeld II von den Jobcentern im Regionalverband Saarbrücken, im Landkreis Neunkirchen und im Landkreis Merzig-Wadern (gemeinsame Einrichtungen mit kommunalen Partnern).

Am Ausbildungsmarkt gab es ebenfalls krisenbedingte Effekte. Positiv: Auch wenn Auswahlprozesse etwas verzögert stattfanden und Entscheidungen zeitlich verschoben wurden, hielten die Ausbildungsbetriebe im Saarland an ihrer hohen Ausbildungsbereitschaft fest. Rund 6.700 Ausbildungsplätze wurden im Berufsberatungsjahr gemeldet. Ende September waren noch 500 Ausbildungsstellen unbesetzt, das war rund ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Von rund 5.000 Bewerberinnen und Bewerbern hatten bis dahin 120 weder einen Ausbildungsplatz noch eine sonstige Alternative gefunden. Die Zahl der „unversorgten“ Ausbildungssuchenden lag damit um 15 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Geschrieben von: admin

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